R.E.M. – Losing my Religion

Dieser Hit von REM bringt mich zurück nach Engelberg im Winter 1991 / 1992. Es muss die «Spindle» Disco gewesen sein, wo ich mit meinem damaligen Freund M.S. dazu tanzte. Diese Momentaufnahme ist eine der wenigen guten Erinnerungen an diesen Mann. Müsste man ihn mit einem (damals) gängigen Star vergleichen, wäre ihm wohl eine gewisse Ähnlichkeit mit Kurt Russell nicht ganz abzusprechen gewesen. Eine aktuelle Google-Recherche ? brachte indessen zutage, dass er heute eher Gölä gleicht. Time flies.

«That’s me in the corner

That’s me in the spotlight

Losing my religion

Trying to keep up with you

And I don’t know if I can do it»

Kennengelernt hatten wir uns im Frühling in einer anderen Disco. In der «Burgfluh», zwischen Brunnen und Gersau. Er traf sich dort mit ehemaligen Militärkollegen. Wir tauschten Telefonnummern aus. Nix da Mobiltelefon damals. Wir verabredeten uns für ein Openair-Konzert in Basel, im alten Joggelistadion. ZZTop mit Bryan Adams im Vorprogramm. Wir trafen uns in Stans, wo er damals wohnte (und es heute noch tut). Meine Erinnerung an dieses Konzert: ZZTop liessen im Verlauf des Konzerts rund 20 Frauen im Badeanzug auf der Bühne herumdefilieren, die dann mit dem Rücken gegen das Publikum lasziv ihre Pobacken hin- und herschwenken durften. Läck, in Zeiten von #metoo heute undenkbar. Damals johlten über 30’000 Zuschauer, die gerne auch so lange Bärte wie ZZTop gehabt hätten. «Every girl’s crazy about a sharp dressed man», my ass…! Im Rahmen dieses Konzerts erfuhr ich, dass er liiert war. What a charmer, nicht wahr?!

Dann hörte ich einfach nichts mehr. Nada. Ghosting würde man dem wohl heute sagen. Ich hakte den Typen ab. Gut so. Im Oktober dann etwa erhielt ich plötzlich einen Brief. Ja, Briefe gab es anfangs der Neunzigerjahre noch. Er erklärte, dass kurz nach unserem Treffen sein Vater beim Rennvelofahren tödlich verunglückt war und er sich seither komplett neben der Spur befunden hatte. Er habe nun mit seiner Freundin Schluss gemacht. Ok, everybody gets a second chance.

Ein Erinnerungsfetzen hat sich bei mir eingebrannt. Keine Ahnung, wie damals meine Figur war. Ich war damals Leistungssportlerin, hatte im Sommer den Schweizer Meistertitel im Rudern im Frauendoppelvierer geholt. Entsprechend war ich wohl gewichtsmässig keine Elfe, aber immerhin athletisch gebaut. Als ich bei einem Essen auswärts zur Dessertkarte griff, nahm er sie mir mit den Worten «ich muess jetzt ächli uf dich luege» aus den Händen. Das war wohl der erste Sargnagel unserer Beziehung, die kurz bleiben sollte. Ich brauche definitiv niemanden an meiner Seite, der meine Nahrung rationiert.

Der Höhepunkt war dann aber immerhin ein richtig Wuchtiger: Ich erwischte ihn an einer Fasnachtsparty beim Knutschen mit seiner Ex-Freundin. Aus, fertig, Schluss M.S.. Seither meide ich die Fasnacht wie der Teufel das Weihwasser. Lost my religion.

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