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Verarschungsgefahr beim Velokauf

Neulich wieder erlebt. Gehe ich doch mit meiner zweiten Mutter (die erste fährt nicht mehr Velo) zu einem Velohändler. Vorab klärte ich ab, was sie will. Nämlich noch ohne Elektromotor einen Berg hochfahren können. Mit 73. Fit ist sie ja, das ist unbestritten.

Vorerst ein Blick auf ihr heutiges Velo, das sie vor ein paar Jahren beim Händler alleine erstanden hatte. Schwer wie ein Mehlsack und mindestens ein bis zwei Rahmengrössen zu klein. Wie in aller Welt kommen Händler im 21. Jahrhundert immer noch dazu, einer 176cm grossen Frau eine Rahmengrösse 51 zu verkaufen?

Sogenannte «Frauenräder» werden meist nur bis Rahmengrösse 51 produziert. Aber hallo Branche – nicht nur Top-Models sind heutzutage über 175 cm gross. Kommt hinzu, dass die Komponenten auf Frauenrädern oftmals schwach bis ganz schlecht sind. Wieso das? Brauchen Frauen nicht ebenso gute Qualität wie Männer? Ich finde es schockierend, dass uns Frauen im Radsport mindere Qualität untergejubelt wird. Für die Branche scheint der Markt für Frauen offenbar nach wie vor vernachlässigbar. Das ärgert mich.

Kennt Ihr Händler eigentlich die Reaktion einer Frau, wenn sie dann mal begriffen hat, dass sie bei einem Velokauf in Sachen Komponenten über den Tisch gezogen wurde? Ganz einfach: Sie wird nicht mehr bei Euch einkaufen. Sie wird eine andere Velomarke und höchstwahrscheinlich einen neuen Händler suchen, sich minutiös ins Thema einlesen und sich von männlichen Velokollegen beraten lassen, bis sie ihr neues Velo fast selber zusammensetzen könnte.
Ich habe meiner Mutter nun bei einem anderen Händler ein Velo aus Carbon besorgt. Eines, das durchgehend XT-Komponenten montiert hat. Ein federleichtes Herrenmodell mit Rahmengrösse 56, bei dem ich einen kürzeren Vorbau, einen etwas breiteren Sattel und einen leichten Gepäckträger organisiert habe. Als i-Tüpfelchen bestellt sich meine Mutter nun noch ein Garmin Edge 520. Soll mir einer sagen, wir kommen nicht draus. Be warned!


English version:

A few weeks ago, my second mother (my first doesn’t cycle anymore) and I went shopping for a bicycle. Being 73, she is quite on form actually. I had a look at her old bike with which she had been cycling for the last few years. Unbelievably heavy and a frame that was at least two sizes too small. Who did sell her this piece of cr…p? So off we went. But we were in for a negative surprise. After 20 minutes of condescending blabla we got the hell out of this bike shop.

I can’t get my head around the fact that women are meant to be buying lower quality bikes and components. Frame sizes of women’s bikes end usually at 51, which is annoying when you are taller than 170cm. And to top things off, women get treated like morons.

Does a bike dealer know what happens when a woman finds out that she bought a cheaply set up bike? Never will she buy this cycling brand again. Moreover, she will change the bike dealer. She will do her own internet research, learn the differences in group sets and component quality, pester her male cycling colleagues until she could put all the components on the bike herself.

With my second mother I went to another dealer. Now she is the proud owner of a lightweight carbon bike, male model in size 56, with a shorter stem for fitting reasons, full XT-components, slightly wider saddle. And finally she treated herself to a Garmin Edge 520. We are capable. Be warned!